Kellermessung vor/nach Belüftung
Wie hoch die Radonkonzentration in einem Gebäude ist kann nur durch Messungen festgestellt werden. Die Radon-Karte Schweiz vom Bundesamt für Gesundheit BAG liefert zwar eine Indikation, was jedoch für ein einzelnes Haus irrelevant ist, denn grosse lokale Schwankungen sind die Norm. Häuser die nebeneinander stehen können völlig unterschiedliche Werte aufweisen. Sicherheit geben nur konkrete Messungen.
Demzufolge müsste jedes Haus in der Schweiz auf Radon untersucht werden. In der Regel werden unterirdische Geschosse sowie mindestens ein Geschoss darüber gemessen.
Ionisierungskammer-Messgeräte sind vorteilhaft, da sie rasch Messwerte liefern. Bereits nach einer Stunde liegt ein brauchbarer Wert vor, danach sind stündliche Messwerte als Grafik dargestellt. So ist der Tag-/Nachtverlauf der Radonkonzentration ersichtlich wie auch die Auswirkung von Belüftung auf einem verseuchten Raum. Auch "saubere" Räume sind relativ rasch abgehakt, wobei man nicht hetzen sollte, da die Konzentration zeitlich variiert.
Die günstige Messmethode mittels passiven Kohlekanister (BAG) ist heute überholt, da die Messung lange dauert und keine Aufzeichnung vom Zeitverlauf möglich ist.
Die schnellsten Resultate liefern Ionenkammergeräte, gefolgt von Geräte mit anderer Technik.
Radonkonzentration wird in Bq = Becquerel genmessen, was einen atomaren Spaltvorgang pro Sekunde bedeutet. Somit würde eine Messung von 1 Bq/m3 bedeuten, dass pro Sekunde in 1 Kubikmeter Luft 1 Radonzerfall stattfand.
Radon birgt in jeder Konzentration eine Wahrscheinlichkeit für zelluläre Schäden, je höher die Konzentration desto höher die Wahrscheinlichkeit. Die einzige Dosis für Null Schadenswahrscheinlichkeit wäre kein Radon, was auf der Erde praktisch unmöglich ist.
Wir leben also inmitten von Radon, auch im Freien, wo Werte zwischen 2-10 Bq/m3 herrschen (BAG [2]).
2009 gab die Welt-Gesundheits Organisation WHO die Empfehlung für 100 Bq/m3 als Maximalwert an, und 300 Bq/m3 in Orten "wo der tiefere Wert nicht eingehalten werden kann" (WHO [1]).
Noch bis 1.1.2018 gab sich die Schweiz mit satten 1000 Bq/m3 zufrieden und erst danach, mit 10 jähriger Verspätung, nahm sie 300 Bq/m3 als Maximalwert in Wohnbereichen an, wohl an Anlehnung an die EU. Minergiestandarts gehen auf 100 Bq/m3 runter.
Grenzwerte in anderen Ländern: USA: 148, Kanada, Grossbritanien, Irland: 200, EU: 300.
Es gilt wohl die politische Balance zu finden zwischen den wirtschaftlichen Interessen der Immobilienbesitzer und die Gesundheit der Bevölkerung.
Die WHO empfiehlt als Grenzwert 100 Bq/m3, EU/CH 300 Bq/m3.
Die WHO schätzt, dass jede Radon-Konzentrationssteigerung von 100 Bq/m3 16% mehr Lungenkrebsfälle pro Jahr verursacht. (WHO [1]) So nimmen die Schweiz und die EU mit dem höheren Grenzwert von 300 Bq/m3 32% mehr radonverursachte Krebsfälle in Kauf als bei 100 Bq/m3.
In der USA wollte die damals herrschende Republikanische Regierung die Radonvorschriften abschaffen (2020).
Die Grenzwerte haben zudem eine rechtliche Bedeutung, als Auslöser einer Sanierung oder um ein Gebäude beim Verkauf als "mangelbehaftet" zu bezeichnen.
Es existiert weder eine Sicherheit gegen Krebsfolgen von Radon unter einem Grenzwert noch eine Sicherheit für Krebsfolgen von Radon über einem Grenzwert. Es handelt sich lediglich um die Wahscheinlichkeit, dass man bei einer bestimmten Radondosis an Krebs erkrankt. Je höher die Dosis, desto höher die Wahrscheinlichkeit.
Grundsätzlich wäre wohl ein möglichst tiefer Radon-Wert anzustreben, der dem Wert im Freien nahekommt (2-10 Bq/m3, BAG [2]), denn dieser Wert dürfte evolutionär als relativ sicher gelten.
SRF Info 3 vom 31.01.2020. Radon-Aktionsplan des Bundes greift nicht